Jeder kennt das Wort „Depressionen“, aber keiner weiß, was sich dahinter tatsächlich verbirgt. Das ist auch der Fall, weil es noch vor wenigen Jahren hierzu kaum Aufklärung gab – psychische Krankheiten waren verpönt. Die Zeiten haben sich gewandelt, aber die Irrtümer sind geblieben. Dieser Artikel gibt Aufschluss darüber, was denn nun tatsächlich stimmt und was nicht.
Depressionen sind keine Krankheit
Ein gefährlicher Irrtum ist zu glauben, dass Depressionen keine Krankheit sind. Tatsächlich sind Depressionen eine schwere Erkrankung, welche auf biochemischer Grundlage auch bewiesen werden können. Der Betroffene hat durch die Krankheit Einschnitte in der Lebensqualität, Probleme mit der Leistungsfähigkeit und die Krankheit kann potenziell tödlich verlaufen. Der Betroffene geht durch Höhen und Tiefen. Die Idee, dass sich der Betroffene lediglich „zusammenreißen muss“ ist falsch.
Männer können nicht depressiv werden
Männer erkranken laut Statistik ebenso häufig an Depressionen wie Frauen. Allerdings gibt es bei vielen Menschen noch den Glauben, dass Männer nicht depressiv werden können, dies ist auch dem Erziehungsstil früherer Zeiten geschuldet und Aussagen wie „Indianer kennen keinen Schmerz“.
Bei Männern ist sogar festzustellen, dass die Auswirkungen einer Depression tendenziell schlimmer sind, entsprechend gibt es auch den Ausdruck der „Male Depression“. Dies resultiert daraus, dass Männer teilweise das Leiden gar nicht ansprechen möchten oder es „nicht wahrhaben wollen“. Damit wird die Behandlung verzögert oder gar nicht erst angetreten, dies erhöht wiederum die Wahrscheinlichkeit eines Suizids oder anderen psychischen Erkrankungen.
Depressionen sind die Folge einer Charakterschwäche
Depressive Menschen hören aus der Gesellschaft immer wieder „dumme“ Sprüche, wobei unterschwellig gesagt wird, dass es sich um eine Folge aus einer Charakterschwäche handelt. Die Realität ist eine andere. Depressionen entstehen durch biochemische, genetische oder umweltbedingte Ursachen – jeder kann daran erkranken. Bei jedem Betroffenen zeigen sich Depressionen auch anders.
Depressionen sind nicht heilbar
Es ist ein Irrglaube zu denken, dass Depressionen nicht heilbar sind. Tatsächlich ist eine erfolgreiche Behandlung möglich, dies erfordert aber viel Selbstbeobachtung sowie Stressvermeidung im Alltag. Zusätzlich muss auch eine Psychotherapie begonnen werden, oftmals geht dies einher mit einer medikamentösen Behandlung. Ebenso kann auch eine psychosomatische Klinik hilfreich sein, um mit diesen Hilfestellungen schneller die Erkrankung zu besiegen.
Kinder können nicht an Depressionen erkranken
Depressionen machen auch vor Kindern und Jugendlichen nicht halt, dies zeigen Studien. Tatsächlich aber, wird die Symptomatik häufig verkannt oder versteckt durch Aggressivität, Konzentrationsproblemen oder Angstzuständen. Depressionen im Kindesalter können auch für eine Störung in der sozialen Interaktion oder an einer Lernstörung verantwortlich sein. Eltern sollten bei Kindern darauf achten, ob die Stimmungsschwankungen (die normal sein können) über 14 Tage anhalten. Sollte dies der Fall sein, ist ärztlicher Rat einzuholen.
Antidepressiva machen süchtig
In den vergangenen Jahrzehnten sind immer wieder neue Antidepressiva auf den Markt gekommen, diese können nicht abhängig machen. Für eine langfristige Behandlung von Depressionen wurden früher Benzodiazepine eingesetzt, das ist ein Schlaf- und Beruhigungsmittel, welches tatsächlich süchtig machen kann. Heute wird das aber bei Medikamenten gegen Depressionen nicht mehr verwendet. Heutige Medikamente setzen darauf, dass der Spiegel an Botenstoffen im Gehirn erhöht wird. Dies führt auch bei einer langfristigen Einnahme nicht zur Sucht.
Depressionen zeigen sich nur psychisch
Sind Depressionen rein psychisch? Das kommt ganz darauf an. Bei einer Depression handelt es sich um eine Veränderung im Stoffwechsel des Gehirnes. Ebenso gibt es auch genetische Bedingungen, welche eine Depression begünstigen können. Aktuelle Studien zeigen außerdem, dass sich die Strukturen im Gehirn bei einer Erkrankung verändern. In Anbetracht all dieser Umstände, ist es zu verneinen, dass es sich um eine ausschließlich psychische Krankheit handelt.
Ratschläge helfen den Betroffenen
Ratschläge sind gut gemeint, können sich aber negativ auswirken. Es ist wichtig, dass der Betroffene Personen hat, mit welchen er sich austauschen kann – aber Ratschläge führen meistens auch zu Druck oder zu einer Abwertung der Erkrankung. Das darf nicht passieren, da dies keinesfalls hilfreich ist für den Patienten.