Medikamente gegen Depressionen müssen in der Regel eingenommen werden, ansonsten fällt eine Behandlung schwer. Einzig bei leichten Depressionen könnte darauf verzichtet werden. Es ist auch so, dass die Medikamente niemals die Ursache auflösen, sondern mehrheitlich eine Ergänzung zur Gesprächstherapie sind.
Die medikamentöse Behandlung erfolgt bei den meisten Menschen ohne Nebenwirkungen, da auf verschiedene Medikamente zurückgegriffen werden kann, sofern es zu Begleiterscheinungen kommt. Eines Tages könnte es sein, dass Antidepressiva abgesetzt werden kann oder muss, da die Krankheit geheilt ist oder weil auf eine andere Form der Therapie gesetzt wird – die Gründe können vielfältig sein.
Wichtig zu wissen ist allerdings, dass ausschließlich der Arzt dies anweisen darf. Auf eigene Faust dürfen Antidepressiva nicht abgesetzt werden, denn es könnte zum Rückfall kommen oder zu heftigen Entzugserscheinungen, die nach langzeitiger Einnahme möglich sind. Der Arzt kann Maßnahmen ergreifen, sodass die Ausstiegssymptome gemildert werden.
Welche Gefahren entstehen beim Absetzen von Antidepressiva?
Antidepressiva wirken, indem sie die Neurotransmitter verändern. Das sind chemische Botenstoffe, welche innerhalb der Nervenzellen im gesamten Körper anhaften und die Aktivität beeinflussen können. Wenn sich das Niveau zu schnell ändert, eben weil Medikamente abrupt abgesetzt werden, dann kann es zu Konsequenzen führen. Lebensgefahr oder Ähnliches besteht aber nie.
Es kommt auch darauf an, welches Medikament eingenommen wird. In unserem Ratgeber haben wir bereits darüber gesprochen, dass es unterschiedliche Formen von Antidepressiva gibt, etwa die selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI). Das Absetzen ist bei beiden Medikamenten mit Entzugserscheinungen verbunden, wenn sie langfristig eingenommen werden.
Die Entzugserscheinungen ergeben sich aber nicht daraus, dass das Medikament abhängig macht, wie es bei einer Droge der Fall wäre. Es hat vielmehr mit den besagten Botenstoffen zu tun, welche auf einem Niveau bleiben möchten. Das Absetzen führt zum abrupten Absinken des Niveaus und damit kommt es zu einer Symptomatik, die einer Depression ähnelt.
Abbruch-Symptome müssen sich aber nicht nur wie Depressionen anfühlen, es kann auch die Angstzustände wiederherstellen, welche viele Patienten ebenfalls haben. Ein Rückfall dessen kann ein Hinweis darauf sein, dass die Behandlung fortgeführt werden sollte. Die Abbruch-Symptome an sich sind verschieden:
- Symptome entstehen innerhalb von Tagen oder Wochen, da der Spiegel des Medikaments abgebaut worden ist. Rückfallsymptome treten allmählich auf.
- Symptome zeigen sich in körperlichen Beschwerden, wie Krämpfe, Schwindel oder abnorme Empfindungen.
- Symptome klingen ab, weil sich der Körper angepasst hat. Die Depressionen können anhalten oder sich in dieser Zeit verschlimmern.
Sollten die Symptome länger als vier Wochen andauern oder sich in der Zeit verschlechtern, dann muss mit einem Arzt darüber gesprochen werden.
Zu welchen Entzugserscheinungen führt Antidepressiva?
Die Neurotransmitter wirken im gesamten Körper, sobald es nicht mehr zur üblichen Dosis kommt, kann es zu folgenden körperlichen und psychischen Auswirkungen kommen:
- Schlafstörungen, Albträume
- Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Krämpfe
- Appetitlosigkeit
- Veränderungen im Blutbild
- Grippeähnlich Symptome
- Übermäßiges Schwitzen / Hitze wird nicht mehr ertragen
- Unsicherheit beim Gehen und Schwindel
- Ruhelose Beine, Zittern, Schwierigkeiten bei der Koordination
- Unerwünschte Gefühle und Stimmungsschwankungen
- Seltsame Empfindungen, Überempfindlichkeit bei Geräuschen
- Müdigkeit
- Selbstmordgedanken
Diese Symptome klingen schlimm, davon sollte man sich aber nicht entmutigen lassen, wenn das Antidepressivum abgesetzt werden soll. Die Symptome lassen sich mildern oder gar verhindern, indem die Dosis über Wochen oder Monate langsam gesenkt wird.
Antidepressiva leichter absetzen
Wenn die Einnahme beendet werden soll, dann gibt es einen Leitfaden hierfür, um nicht die gesamte Wucht der Abbruchsymptome zu erhalten, sondern nur in einer milderen Form. In vielen Fällen gibt es auch keine Symptome, wenn sich an den Leitfaden gehalten wird. Selbstverständlich sollte das Absetzen von Antidepressiva stets mit einem Arzt erfolgen.
Planung
Es muss zuerst ein Plan erstellt werden, um die Dosis zu senken. Der Arzt wird anweisen, die Dosis zu verringern und anschließend befragen, ob Änderungen wahrgenommen werden konnten. Der Zeitplan ist davon abhängig, welches Antidepressivum eingenommen wird und über welchen Zeitraum.
Psychotherapie beginnen / fortführen
Nur eine Psychotherapie hilft effektiv und zuverlässig, um sich von den Depressionen zu erholen und Rückfälle gänzlich zu vermeiden. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Personen, welche Antidepressivum absetzen, seltener einen Rückfall haben, wenn zeitgleich eine Psychotherapie durchlaufen wird.
Lebensstil ändern / anpassen
Der Lebensstil muss geändert werden, um die allgemeine Gesundheit zu verbessern und um Depressionen auch in Zukunft zu verhindern. Das sind etwa folgende Dinge:
- Ausreichend Schlaf
- Meditation
- Stress reduzieren
- Kein Alkohol oder andere Drogen
- Fitnessstudio / Laufen
- Gesunde Ernährung
- Soziale Interaktion
Körperliche Aktivitäten haben eine starke antidepressive Wirkung, denn die Übungen führen zum Ausstoß von Serotonin. Die Veränderungen damit weitgehend kompensiert.
Vitamine als natürliche Antidepressiva
Die Natur brachte diverse natürliche Antidepressiva hervor, diese können unterstützend eingenommen werden. Selbstverständlich sind diese Mittel aber kein Ersatz gegenüber Medikamenten oder der Vorgehensweise eines Arztes. Es kann aber helfen, um Abbruchsymptome zu mildern.
Omega-3-Fettsäuren
Über Omega-3-Fettsäuren haben wir bereits berichtet, hierbei handelt es sich um eine Art Alleskönner. Unser Körper ist nicht in der Lage, dies selbst herzustellen, also muss es eingenommen werden. Zu finden ist dies in allen Fischarten wie Thunfisch, Hering und Lachs. Am besten eignet sich die Einnahme durch Fischölkapseln, da Fisch aus den Weltmeeren nicht selten mit Quecksilber und Mikroplastik belastet ist.
B-Vitamine
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass B-Vitamine bei Depressionen (oder auch bei bipolaren Störungen und Gedächtnisstörungen) helfen können. Vitamin B12, B6 und Folsäure ist für das Gehirn wichtig, damit wird Stimmung und Gedächtnis unterstützt.
Mineralien
Die Einnahme von Mineralien wie Zink, Eisen, Magnesium und Kalzium hat positive Auswirkungen. Eine Diät mit hohem Zinkanteil verringert die Häufigkeit von Depressionen bei Männern und Frauen. Ebenso haben Menschen, welche Zinkpräparate einnehmen, eine bessere Stimmung und verringerten Ärger und Feindseligkeit.
Johanniskraut
Seit hunderten Jahren wird Johanniskraut verwendet, wobei insbesondere in Europa die Anwendung beliebt ist. Das Kraut findet sich teilweise auch in Medikamenten. Allerdings ist Johanniskraut auch dafür bekannt, dass es andere Medikamente wiederum stören kann – darunter sind auch Antidepressiva zu finden. Wenn das Ergänzungsmittel Johanniskraut eingenommen werden soll, dann sollte das zuvor mit einem Arzt besprochen werden.
Aminosäuren
Unterschätzt werden Aminosäuren beziehungsweise die Ergänzung einzelner Aminosäuren, wie 5-HTP. Diese können die Chemie im Gehirn ausgleichen. Wenn die Chemie im Gehirn nicht ausgeglichen ist, kann es zu Panikattacken, Stress, Überforderung oder zu Angstzuständen kommen.
Die Aminosäure ist außerdem ideal, um andere Probleme anzugehen. Schlaflosigkeit, Depressionen und ähnliche Beschwerden können damit gelindert werden. Die Symptome beim Absetzen von Antidepressiva können damit auch gelindert werden.