In Deutschland ist die Vagusnervstimulation (VNS) kaum bekannt, es handelt sich hierbei um eine mäßig erfolgreiche Behandlung gegen Depression, die aber auch ziemlich teuer ist. Es stellt eine Alternative dar für Menschen, die unter einer Behandlungsresistenz leiden.
Hintergrund: Wie wurde die Behandlung erfunden?
Diese Behandlungsmethode wurde ursprünglich für Epilepsiepatienten entwickelt, allerdings haben Ärzte schnell bemerkt, dass diese Therapie auch einen positiven Einfluss auf die Stimmung der Patienten hat. Daraufhin kam es zu Studien bei depressiven Menschen und dabei stellte sich heraus, dass dieses Verfahren durchaus eine antidepressive Wirkung hat.
Diese Methode findet dadurch Anwendung bei Menschen, bei denen eine chronische Form der Depression festgestellt wurde oder eine Behandlungsresistenz vorliegt. Insgesamt ist diese Therapie nur selten im Einsatz, da mehrere Operationen notwendig sind und die Elektroden circa 14.500 Euro kosten.
Aktuell sind weitere Operationen notwendig, um die Batterie zu tauschen. Es ist somit fortlaufend mit Kosten zu rechnen. Die Krankenkassen übernehmen diese nur, wenn es aus medizinischen Gründen dringend notwendig ist.
Wie funktioniert die Vagusnervstimulation?
Für gewöhnlich wird bei der Vagusnervstimulation über ein Implantat der Vagusnerv stimuliert, hierbei handelt es sich um 12 Hirnnerven, welche zeitgleich auch für diverse Organe zuständig sind, darunter Lunge und Herz.
Bei der traditionellen VNS-Behandlung ist eine Operation notwendig, wobei eine Elektrode in den Hals eingesetzt wird. Über einen Draht ist dieser mit dem Nerv verbunden. Zusätzlich wird in Achsennähe ein Impulsgeber angebracht, welcher in einem Intervall von 3 oder 5 Minuten einen Impuls mit einer Länge von 30 Sekunden aussendet.
Bedingt durch die Stimulation wird ein Signal an das limbische Zentrum gesendet, diese Region im Gehirn ist für die Emotionsregulierung zuständig. Das Gerät muss zur Programmierung auch nicht entnommen werden, denn es kann über die Haut programmiert werden, auch wenn dies für einen Moment unangenehm erscheint.
Wie effektiv ist die Therapie mit VNS bei Depressionen?
Die Therapieaussichten bei Depressionen sind mäßig, denn Studien zur Wirksamkeit kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine Pilotstudie umfasste 59 Patienten mit schweren, jedoch aber nicht atypischen Depressionsformen, die 10 Wochen begleitet worden sind.
31 Prozent der Probanden haben angegeben, dass sich die Behandlung positiv ausgewirkt hat, es war eine Stimmungsaufhellung wahrzunehmen, wodurch es zu einer besseren Lebensqualität gekommen ist.
Eine andere Studie mit 78 Probanden ging über 10 Wochen, hierbei waren die Ergebnisse ähnlich. Eine positive Wirkung wurde bei 38 Prozent der Probanden festgestellt. Es gab eine weitere Kontrollgruppe, welche eine nicht aktivierte Elektrode erhalten haben.
Die wahrgenommene Effektivität nach 10 Wochen zeigte nur geringfügige Unterschiede. Nach einigen weiteren Monaten stieg die Wirksamkeit aber an, somit geht die Wissenschaft davon aus, dass der antidepressive Effekt spätestens nach 9 bis 15 Monaten einsetzt.
Welche Nebenwirkungen hat die VNS?
Es kann zu schwachen Nebenwirkungen kommen, insofern ist die VNS als gut verträglich einzustufen. Die möglichen Nebenwirkungen treten im Bereich der Narbe auf, hier klagen Patienten selten über Schmerzen. Ernsthafte Komplikationen sind äußerst selten.
Aufgrund der kontinuierlichen Stimulation, die auch innerhalb der Behandlung nötig ist, kann es zu weiteren Nebenwirkungen kommen: Heiserkeit, Hustenreiz, Halsschmerzen oder eine Veränderung der Stimme. Diese kaum gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen lassen aber über die Zeit hinweg nach.
Gibt es eine Alternative zur Vagnusnervstimulation?
Bei der Vagnusnervstimulation handelt es sich bereits um eine Alternative, diese wiederum kann aber auch ersetzt werden, denn seit 2010 gibt es in der Europäischen Union eine neue Möglichkeit. Die sogenannte transkutane Vagnusnervstimulation (tVNS) wurde bereits zugelassen und hat den Vorteil, dass der Nerv durch die Haut über das Ohr hindurch stimuliert werden soll.
Die Elektrode ähnelt einem Ohrkopfhörer, dieser ist verbunden mit einem circa handgroßen Stimulator, der elektrische Impulse erzeugt. Der Patient spürt lediglich ein Pulsieren oder Kribbeln am Ohr, diese Stimulation kann vom Patienten auch selbst durchgeführt werden. Der Nachteil ist aber, dass die Wirksamkeit noch nicht im Vergleich zur traditionellen VNS beobachtet werden konnte