Für Angehörige ist es nicht leicht, mit einem depressiven Menschen umzugehen, denn die Erkrankung hat zweifellos Auswirkungen auf das Miteinander. Es kommt nicht selten zu einer vollständigen sozialen Isolation und zu Streit. Damit der Umgang leichter fällt, haben wir den folgenden Ratgeber geschrieben.
Auf alle Angehörigen achten
Die Unterstützung beginnt bereits vor einer möglichen Diagnose bei einer Depression, denn tatsächlich ist der Prozess einer Depressionsentwicklung langsam. Es ist von großer Bedeutung, dass Angehörige gegenseitig auf sich achten, ob vielleicht sogar eine Depression vorliegt, um diesen Personen wiederum eine ärztliche Abklärung zu empfehlen. Bei einer Depression kommt es nämlich auch auf eine frühzeitige Erkennung an für den bestmöglichen Erfolg in der Therapie.
Meistens beginnt eine Depression damit, dass es zu einem sozialen Rückzug kommt. Es werden weniger Verabredungen geschehen, ebenso lässt sich die Person möglicherweise auch nicht auf Familienfeiern sehen. Bei umstehenden Personen wird dies nicht selten als ein Zeichen von Schwäche aufgefasst, diese Annahme ist aber falsch.
Es geht in dieser Phase darum, ein Gespräch zu suchen. Allerdings ist es nicht einfach, hierbei das Vertrauen zu erlangen, denn eine Person mit Depressionen wird sich womöglich kaum anvertrauen gegenüber den Eltern oder anderen Personen. Das hat einen gesellschaftlichen Hintergrund – bei Männern sind die Auswirkungen weitaus schlimmer, weshalb sich der Begriff „male depression“ gebildet hat.
Gespräche suchen und geduldig im Umgang sein
Familienmitglieder oder Freunde sind häufig davon überzeugt, dass jeder voneinander viel weiß, dem ist aber nicht immer so. Bei einer Depression handelt es sich um eine Besonderheit, nicht jeder offenbart sich, da psychische Erkrankungen anders als körperliche Krankheiten oder Verletzungen nicht die breite Akzeptanz gefunden haben. So kommt es zu Aussagen, dass man sich „zusammenreißen soll“ oder „jeder mal einen schlechten Tag“ hat.
Aufgrund dieser Aussagen ist es eher selten, dass sich jemand offenbart, vor allem, um niemanden zur Last zu werden. Diese Vorgehensweise könnte die Erkrankung aber verschlimmern, weshalb zu empfehlen ist, seinen Freunden und Angehörigen genau zuzuhören und geduldig zu sein. Eine Depression bedarf einer Begleitung – auch wenn es zur Genesung länger dauert als bei einem Beinbruch oder anderem.
Was ist zumutbar?
Jeder sollte seine eigenen Grenzen kennen und diese auch zwingend einhalten. Als Freund oder Angehöriger gilt es, die Person zu unterstützen, jedoch sollte sich aber nicht aufgeopfert werden, denn die Folge hieraus wäre im schlimmsten Fall ein Burn-out. Insbesondere bei einer mittelschweren oder schweren Depression ist es nicht einfach, eine Unterstützung zu sein, weshalb sich in diesen Fällen ein stationärer Aufenthalt empfiehlt.
Prinzipiell sollte jeder Angehörige oder Freund dies den Betroffenen mitteilen, damit sich auch wirklich in stationäre Behandlung begeben wird. Dies kann zwar Monate dauern, aber schafft die besten Behandlungsoptionen, sodass es zu einer Besserung kommen wird. Verdrängte Traumata und Ähnliches können hierbei aufgearbeitet werden.
Hinweis: Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung einer Depression verbessert die Heilungschancen.
Wann sollte bei dieser Erkrankung eingegriffen werden?
Bei einer mittelschweren oder schweren Depression ist es nicht selten, dass es zu Selbstmordgedanken kommt oder gar zu Suizidversuchen. Für einen Außenstehenden ist es nicht möglich, diese Warnzeichen zu erkennen. Als Erkrankter ist es wichtig, sich bei diesen Gedanken sofort an Angehörige zu wenden und sich dort anzuvertrauen. Wer dies nicht schafft, kann auch eine anonyme Seelensorge kontaktieren.
Wenn Freunde oder Familienmitglieder vermuten, dass sich jemand nahestehendes mit Selbstmordgedanken plagt, dann sollte entsprechend eingegriffen werden durch ein aufklärendes Gespräch und Optionen zur Unterstützung. Wichtig ist es, dass in jedem Fall suggeriert wird, dass das Anvertrauen selbstverständlich kein „Zeichen der Schwäche“ ist. Hiervor haben die meisten Betroffenen nämlich Angst.
Was tun, wenn Kinder oder Jugendliche unter Depressionen leiden?
Bei Kindern und Jugendlichen kann die Depression besonders gefährlich werden, denn Eltern, Lehrer und andere Personen, in dessen Obhut sich die Person befindet, neigen zu Fehlverhalten. Depressionen bei Kindern und Jugendlichen ist keineswegs selten. Hierbei ist es besonders wichtig, dass professionelle Hilfe angenommen wird, sobald das Stimmungstief mindestens zwei Wochen anhält.
Depressionen können sich im jungen Alter noch gänzlich anders zeigen, meistens kommt es zu atypischen Symptomen, wie etwa Schmerzen. Dem Kind oder dem Jugendlichen wird geholfen, indem Ängste angesprochen werden oder mögliche Stressfaktoren aus dem Alltag gemindert werden.
In jedem Fall ist aber ein Therapeut hinzuzuziehen, welcher hingegen auch zum Kind passen muss. Es spricht nichts dagegen, dass der Therapeut oder die Therapeutin gewechselt werden, denn die „Chemie“ muss stimmen.
Bis es aber so weit ist, kann es ein langer Weg sein, denn insbesondere Jugendliche haben in der Regel eine Abwehrhaltung und neigen dazu, auch Dinge zu verheimlichen genauer gesagt dies gar nicht erst anzusprechen.
Mögliche Auswirkungen: Entwicklung einer Co-Depression
Von der Entwicklung einer Co-Depression sind all jene betroffen, welche in ein selbstschädigendes Verhalten hineingezogen werden. Ein „Nicht-Betroffener“ kann also ebenfalls eine Depression entwickeln, wenn ein depressiver Mensch unterstützt wird. Es gilt, die entsprechende Distanz stets zu wahren und auch Hilfe von außerhalb anzunehmen, wie es durch Therapeuten und Ärzten möglich ist.
Oftmals gibt es aber die Tendenz, dass sich Schuldgefühle fälschlicherweise entwickelt werden und der Mensch mit Depressionen immer weiter in einer Form unterstützt wird, dass der „Helfer“ sich kaum mehr um eigene Bedürfnisse kümmern kann. In gewisser Hinsicht ist das ein Drahtseilakt.